Page 10 - Chronik 100 Jahre Fussball Stupferich
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Schlechte Zeiten



        Der verlorene Krieg hatte das Deutsche Reich viel Geld gekostet. Zur hohen Staatsverschuldung kam die Bewältigung
        der nationalen Kriegsfolgelasten und die Reparationszahlungen an die Alliierten. Die Einnahmen konnten die
        Ausgaben bei weitem nicht decken. Zur Deckung der laufenden Ausgaben mußten immer mehr Kredite
        aufgenommen und die Notenpressen immer mehr Geld drucken. Die Geldschein-Nominale erhöhte sich nun in
        immer schnellere Folge. Mit fortschreitender Inflation verschlechterte sich die Versorgungslage, Vermögenswerte
        schmolzen dahin, Ersparnisse wurden völlig entwertet, die Löhne fielen ins Bodenlose, die Arbeitslosigkeit stieg und
        weite Teile der deutschen Bevölkerung verarmten.
        Die Hyperinflation erreichte im November 1923 ihren Höhepunkt als die Reichsbank als höchsten Wert einen
        Geldschein über 100 Billionen Mark drucken ließ. Am 15. November 1923 trat dann die Währungsreform in Kraft, mit
        Einführung der Rentenmark endet die Inflation schlagartig.

        Vor diesem Hintergrund waren viele Spieler arbeitslos und konnten ihre Ausrüstung nicht mehr beschaffen. Daher
        beschloß die Verwaltung 1924 zu Lasten des Vereins Fußballstiefel zu kaufen, welche dann von den Spielern in Raten
        zurückgezahlt werden sollten. Die Rückzahlung blieb aber aus. Nachdem der Verein im selben Jahr bei seiner
        Weihnachtsfeier nicht einmal die Auslagen decken konnte, drängten die Gläubiger auf Zahlung. Da auch viele den
        Vereinsbeitrag schuldig blieben, kam es 1926 zur Zwangsversteigerung der bisher gewonnenen Pokale.

        Den Tiefpunkt ereilte die Frankonia, als der Spielbetrieb eingestellt und es zum Austritt aus dem Verband kam, da
        seitens der Mitglieder Desinteresse vorherrschte.

        Unter persönlichen Opfern wurden diese schweren Jahre unter dem Vorsitz von Friedrich Becker (1924-1927) und
        Hermann Becker (1927-1937) überstanden. 1928 wurden, nach erneutem Beitritt zum Verband, wieder
        Verbandsspiele ausgetragen.


                                                                               Mannschaft der 30er Jahren

                                                                               Obere Reihe: Erwin Dietz,
                                                                               Albert Lutz, Walter Weidmann,
                                                                               Hermann Doll, Josef Mai
                                                                               Mittlere Reihe: Alfred Becker,
                                                                               Robert Doll, Becker
                                                                               Untere Reihe: Gustav Doll, ? ,
                                                                               Paul Becker































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