Page 4 - Chronik 100 Jahre Fussball Stupferich
P. 4
Einleitung
Dass sich die „englische Krankheit“ überhaupt im Deutschen Kaiserreich behaupten konnte, war zum einen ein
Verdienst von aufgeschlossenen jungen Lehrern, zuerst in den höheren Schulen. Zum anderen waren in den Städten
die „Besserverdienenden“ auch in der Lage einen Teil ihres Einkommens für Freizeitbeschäftigungen auszugeben.
Arbeiter hatten kaum die finanziellen Mittel für die Anschaffung einer Fußball-Ausrüstung.
Die Imitation von studentischen Burschenschaften, wie die Vereinsnamen „Germania“, „Alemannia“, „Arminia“ etc.
und Attribute, wie Pokale, Medaillen und Titel wie „Meister“, welche es im Berufsleben der Angestellten nicht gab,
waren prägend für die Gründerzeit des Fußballsports in Deutschland. Aber auch das Militär, das am Anfang das Spiel
als „undeutsch“ verbot, entdeckte den Fußball als erzieherische und körperertüchtigende Maßnahme. Der „ideale“
Fußballer entsprach dem Bild des modernen Soldaten: Er war pflichtbewußt, treu und selbständig.
Das Tor zum Fußballsport öffneten das nahe Durlach und Karlsruhe, wo bereits einige Vereine gegründet worden
waren. Die meisten dieser Vereine oder Clubs haben sich freilich schnell selbst aufgelöst, da die Spieler im gleichen
Alter waren und so auch gemeinsam zum Militärdienst eingezogen wurden. Die ältesten heute noch existierenden
Vereine bzw. ihre Vorgänger in Mittelbaden sind:
Gründerverein Jahr heutiger Name
Karlsruher Fußballverein 1891
FC Phönix Karlsruhe 1894 Karlsruher SC
FC Frankonia Karlsruhe 1895 ESG Frankonia
VfB Südstadt 1896 PSK Post-Südstadt Karlsruhe
1.FC Pforzheim 1896 1. CfR Pforzheim
SV Germania Union Pforzheim 1896 GU-Türkischer SV Pforzheim
VfR Pforzheim 1897 1. CfR Pforzheim
FC Germania Beiertheim 1898 SV Karlsruhe-Beiertheim
1. FC Bruchsal 1899
FC Germania Durlach 1902 ASV Durlach
Im Süddeutschen FV gab es drei Klassen, die in vier Kreise unterteilt waren. Die Klasse C ermittelte die Gaumeister,
welche in der nächsten Runde um die Kreismeisterschaft der Kreisklasse C spielten. Die Sieger der vier Kreise spielten
dann um den Titel des Verbandsmeisters der Klasse C mit Vor- und Rückspiel und Aufstieg in die B-Klasse.
Der Verbandsmeister der A-Klasse (erstklassig) spielte mit den Meistern der anderen Landesverbände um die
deutsche Fußballmeisterschaft. 1909 gewann der FC Phönix, 1910 der Karlsruhe FV die Deutsche
Fußballmeisterschaft. In Durlach war es die damalige „Germania“, welche in der B-Klasse (1912) den Meister stellte.
Dieser Germania haben sich die Stupfericher Gymnasiasten Josef Rädle und Alois Kunz (Alois Sohn) in den Jahren
1908/09 als Spieler angeschlossen und dürften wohl die ersten „vereinsaktiven“ Fußballer unserer Gemeinde
gewesen sein.
4